Neue Studie zur Haltung von Pferden
Eine neue Studie zur Haltung von Pferden offenbart, wann der Stresslevel am geringsten ist. Als Pferdebesitzer ist man immer auf der Suche nach der optimalen Haltungsform für sein Pferde. Als Stallbetreiber versucht man für jedes Pferd die optimale Lösung zu finden.
Bereits seit 25 Jahren halte ich mein Pferd fast ausschließlich bei mir am Haus. Schon immer war ich drauf bedacht, die Tiere möglichst artgerecht und sehr viel in der Gruppe draußen zu halten. Zunächst waren meine Pferde tagsüber draußen und nachts in der Box.
Während meiner Zeit in Oberbayern hatte ich mein Pferd in einem klassischen Reitstall untergebracht. Dort kamen sie im Sommer teils tagelang gar nicht rein und im Winter dafür oft wochenlang nicht raus. Das war für mich eine Katastrophe, da ich, gerade im Winter, jeden Tag gezwungen war zum Stall zu fahren und mein Pferd zu bewegen. Bei Minusgraden und nach einem 10 Stunden Arbeitstag meistens nicht wirklich spassig.
Beim Neubau meines Stalles habe ich dann wieder auf eine Kombination aus Sandplatz und Paddockboxen gesetzt. Je nach Jahreszeit waren die Pferde so etwa die Hälte der Zeit in der Gruppe draußen und hatten die andere Zeit in der Box die Ruhe entspannt zu fressen und sich zurückzuziehen. Für mich war das vom Gefühl her das Optimale und so bin ich über viele Jahre dabei geblieben.
Warum habe ich die Haltungsform geändert
Vor einigen Jahren zwang mich dann eine kranke Stute, die Haltung zu überdenken und umzustellen. Auf Anraten von einigen Therapeuten sollte sie auch nachts die Möglichkeit haben, sich gut zu bewegen und herumzulaufen. Dies war in der Box natürlich nicht möglich und selbst mit einem Paddock nur sehr eingeschränkt machbar.
Daher habe ich begonnen die Pferde nachts einfach draußen zu lassen. Dort haben sie einen großen Auslauf, Heuraufen und zudem einen großen Unterstand, der bei Wind und Wetter Schutz bietet. Ich muss gestehen, zunächst hatte ich ein verdammt ungutes Gefühl und auch einige wirklich unruhige Nächte, da die Pferde nun direkt vor meinem Schlafzimmerfenster waren. Aber nach einigen Tagen, bei manchen Pferden auch erst nach einigen Wochen, kam immer mehr Ruhe rein und ich hatte zunehmend das Gefühl, dass die Pferde sich sehr wohl fühlen.
Auch die Rückmeldungen der Pferdebesitzer waren durchweg positiv. Die Pferde waren beim Reiten entspannter und ausgeglichener.
Was sagt die Studie zur Haltung von Pferden
Am 20.Juli 2021 wurde nun eine Studie der Veterinärmedizinischen Universtät Mailand / Italien veröffentlicht, die verschiedene Haltungsformen miteinander verglichen hat. Die Pferde wurden dabei in drei Gruppen unterteilt
Gruppe 1
wurde tagsüber auf der Weide und nachts im Stall gehalten
Gruppe 2
wurde ganztägig auf der Weide gehalten aber genauso gefüttert wie die Gruppe 1
Gruppe 3
wurde auf einer 6 Hektar großen Fläche mit natürlichen Wasserquellen und Bäumen gehalten. Sie hatten Zugang zu Heuraufen und Kraftfutter über einen Transponder, wie man es aus den normalen Offenställen kennt.
Die Forscher entnahmen viermal pro Jahr von allen Tieren Haarproben um das Stresslevel festzustellen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Pferde der Gruppe 1 in der Gesamtschau den niedrigsten Cortisolspiegel und damit den niedrigsten Stresslevel hatten.
Meine Erfahrung
Meine Erfahrung ist hier jedoch eine andere. Ich habe drei Magengeschwürpferde in der Herde, die ständig Probleme mit Koliken hatten. Seit sie dauerhaft in der Gruppe draußen sind, haben sie kaum mehr Beschwerden. Die Studie belegt für mich vor allem eines – jedes Pferd ist individuell zu betrachten und hat seine eigenen Bedürfnisse.
Gerade für rangniedrige Pferde ist im Offenstall ein Rückzugsort von herrausragender Wichtigkeit. Dort können sie sich in Ruhe zurückziehen und fern der anderen schlafen oder fressen. Aus diesem Grund habe ich meine alten Boxen in den Offenstall integriert. Dort können die Pferde sich zurückziehen und in aller Ruhe schlafen, fressen oder sich ausruhen, wenn sie keine Lust auf die Herde haben. Wenn die Box belegt ist, akzeptieren die anderen Pferde dies in der Regel und suchen sich einen anderen Platz.
Daher ist es wichtig, dass ihr euch für euer Pferd einen Platz sucht, der zu dessen Bedürfnissen passt. Studien hin oder her – was für das eine Pferd passt, kann für das andere gänzlich falsch sein. Fakt ist jedoch – alles ist besser als eine reine Boxenhaltung 🙂 Ein guter Stallbetreiber kennt seine Pferde und wird versuchen für jedes Tier die optimale Lösung zu finden.
Ein weiterer, interessanter Aspekt aus der Studie ist, dass Pferde, die eingedeckt waren, mehr Stress hatten als ihre Artgenossen ohne Decke.
Nachlesen kann man die Studie hier: https://www.mdpi.com/2076-2615/11/7/2141/htm