Der Verdauungsapparat der Pferde
Teil 2 – vom Pferdemaul in den Magen
Im ersten Teil der Serie ‘Der Verdauungsapparat der Pferde’ habt ihr bereits erfahren, dass dieser schon an den Lippen beginnt. Hier erfolgt die Aufnahme und Selektion der Nahrung. Eine ganz wichtige Einrichtung dazu sind bei unserem Pferden die Tasthaare. Jedes einzelne Haar sitzt in einem Blutsinus und daher reagieren sie sehr sensible auf Berührungen und Verletzungen. Jedes Pferd besitzt Tasthaare an der Ober- und Unterlippe aber auch an den Augen. Wie der Namen schon sagt, sind sie Tastorgan und helfen dem Pferde durch ihre Rezeptoren Informationen aus der Umgebung direkt ans Gehirn zu übermitteln. Durch die Anordnung ihrer Augen haben Pferde zwar fast eine Rundumblick, können jedoch das, was unmittelbar vor ihnen ist, und das ist auch das Futter, nicht sehen. Daher sind die Tasthaare für das Fressen wichtig um die Bodenabstände und die Informationen zum Futter an das Gehirn zu übermitteln. Ein Beschneiden oder ein Kürzen dieser Haare rund um das Maul führt zu Irritationen und ist ein absolutes no go.
Im Maul wird die Nahrung nicht nur zerkleinert, sondern auch eingespeichelt, damit sie dann leichter geschluckt werden kann. Dazu findet man im gesamten Maulraum Speicheldrüsen. Die Zunge ist das Zentralorgan des Geschmacks- und Tastsinnes. Die Zunge ist am Kau- und Schluckakt beteiligt und kann den Brech- und Schluckreflex auslösen. Für das Schmecken finden sich auf der Zunge zahlreiche verschiedene Papillen. Die Zunge selbst ist ein Muskel, die mit dem Zungenbein einen eigenen Aufhängeapparat hat. Sie wird von drei Gehirnnerven versorgt. Verletzungen der Zunge sind also extrem gefährlich.
Der Verdauungsapparat der Pferde – Der Rachen und die Speiseröhre
Ist die Nahrung ausreichend zerkleinert und eingespeichelt, muss sie abgeschluckt werden. Der Schluckvorgang selbst kann bis zum Kehlkopf gesteuert werden, danach ist er automatisch. Die Speiseröhre verbindet das Maul mit dem Magen. Sie verläuft auf der linken Halsseite und mündet auch links in den Magen. Im oberen Bereich verläuft sie zusammen mit der Halsschlagader, der Drosselvene und einem wichtigen Nerven. Eine Erkrankung die immer wieder vorkommt und lebensbedrohlich ist, die Schuldverstopfung, doch dazu in einem eigenen Beitrag mehr.
Im Rachen findet man das Gaumensegel, das beim Pferd so lang ausgebildet, ist das ein Erbrechen aus dem Maul unmöglich ist. Beim Pferd wird Erbrochenes immer über die Nase ausgeschieden. Dies ist extrem selten und Erbrechen bedeutet für das Pferd eine beinahe tödliche Situation. Sie erbrechen auch nur dann, wenn sie massiv krank sind. Das Erbrechen führt durch die Salzsäure zu massiver Verletzung der Nasenschleimhaut.
Interessant ist, dass der Schluckreflex Endorphine auslöst. Dies kann eine Erklärung dafür sein, warum Kopper diese Angewohnheit nicht mehr aufhören. Das Geräusch, dass durch das Koppen verursacht wird, ist das Schnalzen des Gaumensegels.
Im Magen und Darm findet schließlich die eigentliche Verdauung statt. Dazu erfahrt ihr im nächsten Beitrag dann mehr. Ihr seht, der Verdauungsapparat der Pferde ist komplex und ein wichtige Thema für deren Wohlbefinden.
Anmerkung zum Foto: Ein Pferd, das kolikt und sich so hinstellt, hat sehr wahrscheilich hochgradige Magenprobleme. Eine andere Erklärung für diese Stellung wäre eine Herzerkrankung.