Wanderreiten – kein Problem
Nachdem ihr jetzt wisst wer ich bin und was mich bewegt, habe ich gleich die nächste spontane Aktion im Programm. Ja – ihr seht, für fixe Ideen bin ich immer zu haben. Diesmal kommt meine Freundin und Reitpartnerin Becka ins Spiel – sie ist der Grund dafür, dass ich mich nach über 30 Jahren Reiterfahrung auf einen Wanderritt wage – naja sagen wir mal so – für eingefleischte Wanderreiter ist es sicherlich ein Klacks zwei Tage mit den Pferden unterwegs zu sein, für mich als Turnier, Jagd und Orientierungsrittreiter eine ganz neue Erfahrung.
Ich habe schon viel gemacht und ausprobiert aber Wanderreiten war ich noch nie und ich habe davon auch keine Ahnung. Dazu kommt noch das ich nicht auf einem klassischen Geländepferd sitze sondern auf einem 178 cm hohen Adrenalinjunkie. Doch ich möchte euch mitnehmen auf die Reise meines ersten Wanderrittes und euch mal berichten, wie es eigentlich nun wieder dazu kam.
Wie alles begann …
Vor einigen Wochen starteten Becka und ich eines Sonntagabends zu einem ‚ganz normalen‘ Ausritt. Ich hatte den ganzen Tag schon die Idee, dass wir vielleicht mal bei Petra und Peter Stegmüller in Kühnhardt vorbeischauen könnten. Beide betreiben eine Wanderreitstation, man kennt sich seit sehr vielen Jahren, hat viel zusammen erlebt. Petra ist auch Trainerin und ich habe ihr schon einige Male bei der Ausbildung von Jungpferden und Reitern geholfen. Wir hatten uns lange nicht gesehen und der Kontakt über whatsapp und Telefon kann ein nettes Gespräch einfach nicht ersetzen. Da das Wetter gut war und wir an dem Abend eh nichts besseres mehr vorhatten, beschlossen wir, uns auf die insgesamt ca. 20 km lange Strecke zu begeben.
Tja du da wir nun da wir schon mal in der Ecke bei Kühnhardt und Mosbach waren, könnten wir auch gleich noch bei Bianca, Ralf und deren Pferden vorbeizuschauen. So ein kleiner Ratsch kann nie schaden, die Corona Beschränkungen hatten ja Treffen in den Vergangenen Wochen nahezu unmöglich gemacht.
Das Glück war uns hold und die beiden waren gerade erst von einem Ausritt zurückgekommen. Bianca und Ralf betreiben einen kleinen Hof, wo sie mit ihren beiden Pferden leben. Gerade im letzten Jahr habe ich ihr bei der Ausbildung ihrer jungen Connemara Stute geholfen und so verbindet uns seither eine gute Freundschaft. Ich freue mich riesig für Bianca und ihre Stute Mary Lou, dass sie nach einem schwierigen gemeinsamen Start nun in völliger Harmonie und in gegenseitigem Vertrauen im Gelände unterwegs sind und beide alle Ängste und das Misstrauen über Bord geworfen haben. Ein wunderschönes Pferde-Reiter Paar, das ich euch bestimmt bald mal vorstellen werde.
Aber die beiden sind ja nicht die einzigen Pferdeleute dort in der Gegend, natürlich musste auch bei Agnes und Harald noch ein Stopp eingelegt werden. Nach über zwei Stunden kamen wir dann schließlich tagsächlich bei Petra und Peter und auch hier hatten wir Glück und die beiden waren zu Hause. Ehe wir uns versahen, waren unsere Pferde versorgt, in Boxen untergebraucht und wir saßen gemütlich bei einem kühlen Radler im Garten.
Tja losgeritten waren wir um 18 Uhr, unsere Pferde und wir waren gut versorgt, es war gemütlich und die Zeit rann nur so dahin, bis sie völlig vergessen war. Erst nach 21 Uhr stiegen wir wieder in den Sattel um uns auf den Rückweg zu machen. 10 km hatten wir noch vor uns und auch wenn es Hochsommer war – irgendwann wurde es dunkel.
Glücklicherweise waren wir mit unseren trainierten und entspannten Pferden unterwegs, die auch in der Dämmerung kein Problem damit hatten recht zügig durch den Wald zu galoppieren und so schafften wir es in einer guten Stunde tatsächlich bis nach Hause.
Nachdem die Pferde versorgt waren, ließen wir den Abend nochmal Revue passieren und ich erfuhr, dass Becka den Traum hatte, mit ihrem Pferd einmal einige Tage unterwegs zu sein. Zum Glück bin ich für fixe Ideen immer zu haben J Ich habe nicht lange überlegt und mal zugesagt. In den Sommerferien machen wir das einfach mal – so mein Gedanke – kann ja nicht so dramatisch sein. Eine Unterkunft finden, Pferde satteln und los geht’s.
Einer hat immer eine spont Idee
Damit es nicht langweilig wurde kam Becka dann kurze Zeit später auf die Idee, an einem der folgenden Wochenenden nach Bergertshofen zu reiten – na klar war ich da auch mit am Start, für einen guten Ausritt bin ich schließlich immer zu haben. Steffen schloss sich uns mit seiner Stute ebenfalls an und so haben wir uns mehr oder weniger spontan, einige Tage später auf den Weg gemacht. Es waren ja schließlich auch nur knapp 20 km. Zu dritt im Gelände ist immer ein Spaß, vor allem wenn man Pferde hat, die gut laufen und auf die man sich verlassen kann. Also los ging es und tatsächlich waren wir schneller da als gedacht. Der Grill war heiß, das Radler kalt, die Anbindestange für die Pferde montiert und Heu bereitgelegt – ein Paradies für Pferd und Reiter, was will man mehr. Peter und Petra Stegmüller waren auch über den Berg geritten und so genossen wir einen gemütlichen Abend bei guten Gesprächen und viel Gelächter ehe wir uns auf den Rückweg machten. Natürlich war auch an dem Tag die Zeit wie im Flug vergangen und so mussten wir auf dem Rückweg ordentlich Gas geben, um nicht in völliger Dunkelheit zu Hause anzukommen. Doch auch bei dieser Aktion ließen uns die Pferde nicht im Stich und brachten uns lachend und sicher nach Hause.
Alles easy
Und dann stand da ja noch der Ritt mit den Übernachtungen auf dem Programm und musste irgendwie geplant und organisiert werden. Doch planen und organisieren sind nun mal weniger mein Ding, ich tue Dinge einfach mal – im Besten Fall wird es gut, im Schlimmsten Fall eine Erfahrung. Als Lehrerin konnte Becka nur in den Sommerferien weg und so blieb uns auch gar keine Zeit für große Organisation. Nachdem wir unsere Termine abgecheckt hatten, kam nur noch der 26.08. in Frage. Zwei Nächte war so meine Idee – das würden wir und die Pferde sicher gut aushalten.
Also ging die Suche nach einer geeigneten Unterkunft los. Im Internet fanden wir auch die entsprechenden Wanderreitstationen. Doch was ist tatsächlich so eine Tagesetappe, welche Strecke reitet man, 20 km … da ist man ja in 2 Stunden durch und dann hat man den ganzen restlichen Tag Zeit und hängt irgendwo rum. Für 40 km braucht man schon ein gut trainiertes Pferd und auch einen gut gepolsterten Sattel, insbesondere wenn man dies an mehreren Tagen hintereinander machen möchte. In dem Fall half mir Google jetzt nicht wirklich weiter – ich fand nicht das was ich suchte und die Angaben dazu waren äußerst breit gefächert – von 15 km bis 45 gab es irgendwie alles und nachdem ich logisch drüber nachgedacht hatte, erschien mir eine Strecke von 25-30 km pro Tag realistisch. Mein Plan stand, ich wusste wann, ich wusste wohin, jetzt musste ich nur noch buchen … ABER … die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich schwieriger als gedacht – in den Sommerferien war wirklich überall ausgebucht. Nach zwei Tagen hatte ich Glück und konnte in Gerolfingen am Hesselberg noch eine Übernachtung für uns und die Pferde ergattern. Wir entschieden uns dann dafür, bei unserem ersten Versuch nur eine Übernachtung zu nehmen.
Tja, die Strecke ist jetzt plötzlich doch weiter als ich das eigentlich haben wollte – etwa 35 km und das an zwei Tagen hintereinander. Also die 35 km sagt Google zu Fuß – wieviele es dann letztendlich werden, bin ich schon mal gespannt, zumal wir auch noch keine Idee haben, welche Strecken wir reiten werden. Für diese Aktion braucht es in jedem Fall gut trainierte Pferde. Tja, gebucht ist ja jetzt schon mal also werden wir das auch reiten – hoffen wir, das uns das Wetter gut gesonnen ist und wir keine 35 Grad bekommen.
Der Termin stand, die Unterkunft war gebucht, stellte sich die Frage nach dem Gepäck. Nachdem ich ja bei den meisten Dingen recht pragmatisch bin und mir immer irgendwas einfällt, war mein erster Gedanke, einfach einen Rucksack mitzunehmen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto unbequemer schien mir die Lösung zu sein, ich will ja nicht stundenlang mit ‘nem Rucksack durch die Gegend reiten – ich nehme schon beim Wandern ungern einen mit … naja immerhin ist noch eine Woche Zeit, da wird sich doch eine Lösung finden. Gepäck an einem Englischsattel zu befestigen ist gar nicht so einfach – keine Haken und Ösen wie beim Western- oder Wanderreitsattel sondern nur Leder und sonst nix. Doch auch hier half Google und jetzt bin ich Besitzerin einer Packtasche, die man auch an einem englischen Sattel befestigen kann. Wie gut das tatsächlich klappt wird die Praxis erst noch zeigen müssen, ich werde euch ganz sicherlich in einem kleinen Praxistest darüber berichten.
In einigen Tagen soll es jetzt endlich losgehen. Plan haben wir keinen – aber spontan sein, das können wir und ich bin tierisch gespannt, was das wird, ob es klappt und wie wir am Ende da ankommen werden. Welche Stecke wir reiten – keine Ahnung. Wie lange wir brauchen werden, sehen wir wenn wir da sind und ob alles klappt wie gedacht, wir lassen uns mal überraschen.
Tja, der einzige Trost – wir sind nicht weit weg und wenn es ganz blöd läuft geht es mit dem Hänger wieder heim – aber warum soll es nicht klappen – die besten Geschichten entstehen aus spontanen und verrückten Aktionen – ich halte euch auf dem Laufenden …